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Projekt:
Wohnhaus Weimar,
Ratstannenwg 21
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Bauherr:
Sigrid Rost
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Bauzeit:
1995/2008
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Wertumfang:
150.000 €
Leistungsart:
Planung, Ausschreibung,
Objektüberwachung,
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Das Wohnhaus Weimar, Ratstannenweg 21 ist eines der architektonischen Zeugnisse, die das Bauhaus in
Weimar hinterlassen hat. Es war nach dem Muster- und Experimentalbau "Haus Am Horn" das erste Privat-
haus in Weimar mit Flachdach und knüpfte an die avantgardistischen Formexperimente der Zwanziger Jahre
an. 1927/28 durch den Architekten Johannes Otto Berger (1893 - 1974) erbaut, führte der ungewohnte
Baukörper zu Kontroversen mit den Baubehörden, da seine Form und Gestalt "für Weimar nicht passend ist,
da es unwahrscheinlich sein wird, eine zusammenhängende Gruppe solcher Häuser zu bauen" (Siitzungs-
bericht der Kommission zum Schutz des Stadtbildes gegen Verunstaltungen vom 09. September 1927).
Bei einem Vergleich mit dem 1924 durch Walter Gropius
in Zusammenarbeit mit Adolf Meyer in Jena errichteten
Haus Auerbach zeigen sich bemerkenswerte Ähnlichkeiten.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Bauherrn und
Architekt dieser Neubau bekannt war und wichtige Anre-
gungen und Ideen vermittelt hat.
Nachdem der Bibliotheksrat Dr. phil. Paul Ortlepp
1931 das Haus erworben hatte, wurde eine Erwei-
terung um ein Geschoss beantragt; gleichzeitig mit
dem nun folgenden Umbau erhielt das Gebäude ein
großes Walmdach und damit seine endgültige
Gestalt.
Das Haus und seine Einrichtung erzählen aber auch vom
Schicksal seiner einstigen Bewohner, des Bibliotheksrates
an der damaligen Thüringischen Landesbibliothek (heute
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek) Paul Ortlepp und seiner
Frau Lucy, einer Malerin. Lucy war Jüdin und wurde 1943
nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Paul Ortlepp,
der bereits 1938 vom Dienst suspendiert war, wurde nach
1945 rehabilitiert und erster neuer Direktor der Bibliothek,
starb jedoch schon im gleichen Jahr.
Durch die heutigen Eigentümer wurde das Haus
in den 90er Jahren in Annäherung an das Erschei-
nungsbild von 1932 saniert. Im Jahre 2008 wurden
abschließend Dach und Fassade denkmalgerecht
erneuert.
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